Das Knuddelmonster, die Ameise und der Zauberbrunnen – Trauer aus Kinderaugen

Bild für Uropa von einem Knuddelmonster - Trauer eines Kindes

Jeden Tag beschäftigen wir uns beruflich mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Wir gestalten Grabtafeln aus Holz, die als Erinnerungen an geliebte Menschen dienen sollen. Doch obwohl wir mit dem Thema so vertraut sind, ist es immer wieder erstaunlich, wie es sich anfühlt, wenn jemand aus unserem eigenen Leben verstirbt und eine schmerzliche Lücke hinterlässt.

Wir werden auf diese Weise daran erinnert wie zerbrechlich das Leben doch ist. Die Verluste, die wir erleben, bringen uns zum Nachdenken über die Verstorbenen, unsere eigene Existenz und die Bedeutung, die wir in den Herzen anderer Menschen haben und eben auch hinterlassen.

Wir sehen täglich die Namen auf den Grabtafeln – hinter jedem dieser Namen verbirgt sich eine einzigartige Geschichte. Jeder Verstorbene hatte Träume, Hoffnungen und Beziehungen. Wenn wir die Holztafeln gestalten, spüren wir den Schmerz und die Trauer der Hinterbliebenen, die ihre Liebe und Erinnerungen in Worte und Symbole fassen wollen.

Und erinnern uns daran, wie kostbar und flüchtig das Leben ist. Er mahnt uns, jeden Moment zu schätzen und die Menschen um uns herum zu lieben und zu unterstützen, solange wir die Chance dazu haben – denn am Ende bleibt nur die Erinnerung an das, was wir gelebt und gegeben haben.

Grabtafel für Uropa - Trauer eines Kind

Inmitten dieser Arbeit, die uns mit der Vergänglichkeit konfrontiert, sind wir selbst nur Menschen, die spüren und trauern. Die Löcher, die der Tod hinterlässt, sind tief und schmerzhaft. Aber sie erinnern uns auch daran, wie wertvoll und bedeutsam das Leben ist und wie wichtig es ist, die Erinnerungen an unsere Lieben zu bewahren und zu ehren.

In der Kunst des Holzhandwerks schaffen wir Gedenkstücke, die mehr sind als nur irgendwelche Grabtafeln. Sie sind Ausdruck von Liebe, Erinnerung und Wertschätzung. Sie helfen uns, unseren eigenen Schmerz zu kanalisieren und den Hinterbliebenen einen Ort der Trauer und des Trostes zu bieten.

Der Tod mag ein Teil unseres Berufs sein, doch er berührt uns immer wieder auf eine persönliche und tiefgreifende Weise. Wir sind dankbar für die Möglichkeit, mit unserer Arbeit den Menschen in ihrer Trauer beizustehen und ihnen dabei zu helfen, die Erinnerung an ihre Lieben lebendig zu halten. Dabei achten wir den Menschen in allen Farben und Facetten. Wir schließen nicht aus – wir machen Vielfalt und Identität mit unserer Arbeit auf dem Friedhof erst möglich.

Das alles ist ein ständiger Reminder, wie kostbar das Leben ist und wie wichtig es ist, die Zeit, die wir haben, bewusst zu nutzen und bedeutsame Spuren zu hinterlassen.

Inmitten unseres eigenen Verlustes verschonen wir unseren Sohn nicht. Wir lassen ihn nicht vor unserer Trauer zurückschrecken. Mit dem Tod gehen wir ehrlich und offen um. Wir haben nicht immer „die Antwort“, doch auch wir Eltern sehnen uns nach Erklärungen für alles – sogar für das Unerklärliche!

Gibt es überhaupt eine Antwort auf die Vergänglichkeit?
„Wir wissen es nicht.“

Da wurde mir plötzlich klar, dass ein vierjähriges Kind vielleicht noch nicht einmal den Unterschied zwischen Glauben und Wissen versteht. Also fragte ich meinen Sohn:

„Glaubst du, dass dort hinter dem Baum eine Katze ist?“

„Ja, das glaube ich.“

„Aber weißt du es?“

„Nein, das tue ich nicht.“

Genau so ist es mit dem Tod. Wir wissen, dass der Körper tot ist, aber niemand weiß, was mit der Liebe, den Gedanken und der Seele geschieht. Jeder hat eine andere Vorstellung davon. Dann erzählte ich ihm, dass manche Menschen glauben, dass es einen Himmel gibt, andere glauben an Wiedergeburt und dann folgten ein paar kindesgerechte Versionen des Garten Edens.

„Und mein Schatz, was glaubst DU?“

„Hmm, Mama, also ich glaube, dass die toten Menschen an einen Brunnen gehen, daraus Zauberwasser trinken und als Ameisen wiederkommen.“

Es mag seltsam erscheinen, aber das macht den Abschied für ein kleines Kind greifbarer. Wie soll ein Kind die Endlichkeit begreifen, wenn wir Erwachsenen es noch nicht einmal können?

Dieses Bild hat unser Sohn für seinen Uropa gebastelt. Es wird mit in das Grab gelegt. Ein Knuddelmonster für unseren Uropa, umarmt von Liebe und Erinnerungen, ein Symbol der Verbundenheit, das unsere Hoffnung auf das Unbekannte verkörpert. Möge es Uropa auf seiner Reise Frieden und Licht schenken. 🤍✨🌱⛲️🐜