Newroz – Das altiranische Neujahrsfest

Newroz ist ein aus dem Iran stammendes Neujahrfest, welches zu den ältesten Festen der Perser und des Zoroastrismus gehört. Die Sommersonnwende des Jahreswechsels wird seit nun mehr als 3000 Jahren gefeiert. Die Geschichte führt vom altpersischen Reich über verschiedenste iranische Völker bis nach Ostafrika. Auch im Bahai-Kalender ist dieser Feiertag Teil des Glaubens. Er markiert den Jahresbeginn und das Ende der 19-tägigen Fastenzeit der Bahai. Noch heute wird das Fest von den unterschiedlichsten Völkern der Welt gefeiert. Besonders im Iran, Alevitentum und bei den Kurden hat sich der feierliche Charakter des neuen Jahresabschnittes erhalten.

An diesem Tag gedenken Menschen, die dem Islam zugehörig sind, zusätzlich an die Geburt des Heiligen Ali. Der Vetter und Vertraute des Propheten Mohammed wird aber vor allem im Alevitentum verehrt. Für sie verkörpert der Heilige das göttliche Licht. Laut Überlieferung sei Ali am 21. März 599 n. Chr. in Mekka geboren. Mit dem Geburtstag Alis begrüßen viele Aleviten den Frühling, das Licht der länger werdenden Tage sowie das Erwachen der Natur zu neuem Leben. 

Das Licht spielt eine zentrale Rolle in dem alevitischen Glauben. Wo kein Licht, da kein Leben – auch im übertragenen Sinn gilt es als Zeichen der Ewigkeit sowie der Erkenntnis. In den Gebeten und Zusammenkünften zünden sie stets Kerzen an – entweder drei, fünf, sieben oder zwölf an der Zahl. Anstatt Feuer einfach nur zu entzünden, betrachten sie es als ein „Erwecken“ des Lichtes. Eine Flamme sollte nach Möglichkeit nicht ausgepustet, sondern mit Daumen und Zeigefinger „zur Ruhe“ gebracht werden. Dieses Ritual wird „Delil“ genannt und symbolisiert die Erhellung des Verstandes oder die Erkenntnis selbst.

Im 20. Jahrhundert erhielt das Fest gerade bei den Kurden eine politische Bedeutung. Sie nehmen den 21. März als Anlass dem Widerstand gegen die Unterdrückung zu gedenken. Überlieferungen aus der iranischen Mythologie zu Folge wurde an diesem Tag der kinderfressende Tyrann und Drachenkönig Zohak bezwungen. Aus Freude darüber entfachten die Menschen Feuer, um die freudige Nachricht im ganzen Land zu verbreiten.

Brauchtum & Tradition – Persischer Kulturraum

Fester Bestandteil der persischen Newroz-Feierlichkeit ist der Verzehr von „Haft Sin“. Dieses besteht aus sieben Speisen, deren Namen allesamt mit dem Buchstaben „S“ beginnen. Hierzu wird ein aus sieben Früchten bestehendes Getränk namens „Haft Mewa“ gereicht. Am Vorabend des letzten Mittwochs vor dem 21.03. wird traditionell ein Feuer entzündet. Es wird gemeinsam musiziert und getanzt.

Brauchtum & Tradition – Alevitentum

Dieser besondere Tag steht für Liebe, Glück und Fruchtbarkeit. Zerstrittene sollen ihren Groll besiegen und sich miteinander versöhnen. Außerdem ist es üblich sich um Arme und Bedürftige zu kümmern. Am Abend finden Treffen und Feste statt, bei denen die Aleviten zusammenkommen. Es wird gemeinsam philosophiert, gesungen und getanzt. Ein Großteil der Gemeinde möchte diese feierliche Zeremonie in den Cem-Häusern abhalten. Üblicherweise beginnt eine solche Zeremonie mit einer Andacht, gefolgt von Vorträgen und Dichtungen, an welche oftmals die Fürbitten anschließen. Es ist an Newroz auch nicht unüblich zu fasten sowie Nachbarn und Freunde zu beschenken.

Brauchtum & Tradition – Kurden

Zur Vorbereitung auf den neuen Jahresabschnittes werden vor allem neue, bunte sowie prunkvolle Kleider angezogen. Als Zeichen für das Winterende werden auch hier sowohl traditionelle Lagerfeuer angezündet als auch gesungen und getanzt. Es werden Festessen vorbereitet und gemeinsam mit den Liebsten – im iIdealfall in der Natur – verspeist. Für die Feierlichkeiten werden auch oft Musiker engagiert, die meist von einer Feier zur nächsten ziehen.

Newroz gehört seit 2010 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe. Das Fest wird von mehr als 300 Millionen Menschen auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien sowie im Nahen Osten gefeiert.

Wir wünschen allen Menschen, die nun ein neues Jahr beginnen – Happy Newroz! Auch wenn es in diesem Jahr ein ruhiges Fest bleiben musste, wünschen wir insbesondere Hoffnung, Zuversicht und Gesundheit.

Selbstverständlich wünschen wir dies aber auch allen anderen gerade für die erschwerte Zeit in der Pandemie.